Nord-Stream-Anschlag: Laut Berichten Haftbefehl gegen Ukrainer erhoben (2024)
Die deutschen Ermittlungsbehörden sollen einen ukrainischen Staatsbürger verdächtigen, an der Sprengung der Gasröhren in der Ostsee beteiligt gewesen zu sein. Der Mann ist mittlerweile aber untergetaucht, so deutsche Medien.
Oliver Maksan, Berlin
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Fast zwei Jahre nach der Sprengung der Nord-Stream-Gasleitungen in der Ostsee scheint Bewegung in die Ermittlungen gekommen zu sein. Laut bislang unbestätigten Berichten verschiedener Medien hat der deutsche Generalbundesanwalt bereits im Juni einen Haftbefehl gegen einen ukrainischen Staatsbürger erwirkt.
Nach am Mittwoch veröffentlichten Recherchen von ARD, «Süddeutscher Zeitung» und der «Zeit» soll der mutmasslich tatverdächtige Ukrainer Wolodimir Z. mittlerweile untergetaucht sein. Zuletzt habe er sich in Polen aufgehalten. Laut den Berichten sind zudem zwei weitere ukrainische Staatsbürger ins Visier der Ermittler geraten. Sie werden verdächtigt, als Taucher die Sprengsätze angebracht zu haben, die Ende September 2022 die auf dem Grund der Ostsee verlegten Gasröhren beschädigt haben.
Die ermittelnde Bundesanwaltschaft wollte die Berichte auf Anfrage der NZZ nicht bestätigen. Man kommentiere Medienberichterstattung grundsätzlich nicht. Zudem äussere man sich prinzipiell nicht zu Haftbefehlen.
Ein Sprecher der deutschen Regierung erklärte am Mittwoch, dass die Aufklärung des Sabotageakts aus Sicht der Bundesregierung höchste Priorität habe. Zum vom Generalbundesanwalt geführten Ermittlungsverfahren wolle man sich aber nicht äussern.
Die «Süddeutsche Zeitung» beschreibt den Tatverdächtigen Wolodimir Z. als professionellen Taucher, der über die Qualifikationen verfügen soll, deren es bei der in 80 Metern Tiefe durchgeführten Sprengung bedarf. Bei zwei weiteren Verdächtigen handelt es sich laut Berichten um ein ukrainisches Ehepaar, das eine Tauchschule betreibt. Z. sei dort Mitarbeiter gewesen. Hinweise eines ausländischen Nachrichtendienstes sollen die deutschen Ermittler auf ihre Spur gebracht haben.
Die drei Personen könnten laut «Süddeutscher Zeitung» Teil jener fünfköpfigen Besatzung gewesen sein, die im September 2022 an Bord der mittlerweile sichergestellten Segeljacht «Andromeda» in See gestochen ist. Auf der Jacht wurden Spuren eines meist im militärischen Kontext verwendeten Spezialsprengstoffs festgestellt. Die Sprengungen selbst erfolgten dann nahe der dänischen Insel Bornholm.
Schweden und Dänemark stellten Ermittlungen ein
Anfang Jahr stellten die Behörden in Schweden und Dänemark die Ermittlungen aufgrund fehlender Zuständigkeit ein, bestätigten aber, dass es sich um Sabotage handelte. Seither ermittelt nur noch Deutschland in der Angelegenheit. Der deutsche Generalbundesanwalt leitete bereits kurz nach der Sprengung ein Verfahren wegen des Verdachts auf «vorsätzliche Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion» sowie der «verfassungsfeindlichen Sabotage» ein. Anfang Juni dann hätten sich die Hinweise derart verdichtet, dass es zur Ausstellung eines Haftbefehls gekommen sei, so die Berichte.
Laut ARD sollen die deutschen Strafverfolger mit einem Europäischen Haftbefehl auf die polnischen Behörden zugegangen sein. Von polnischer Seite habe es bislang keine Rückmeldung auf das deutsche Rechtshilfeersuchen gegeben, so die ARD. Warum die polnischen Behörden Wolodimir Z. nicht festgenommen haben, sei nicht bekannt. Die «Süddeutsche Zeitung» spekuliert, die polnische Regierung habe sich aus politischen Gründen schwer mit dem Ersuchen aus Deutschland getan.
Die Leitungen, die russisches Gas direkt nach Deutschland transportierten, waren stets ein Politikum. Osteuropäische Staaten, darunter die Ukraine, kritisierten ihre Umgehung und hielten sie für einen geopolitischen Fehler. Deutschland beharrte demgegenüber darauf, dass es sich dabei um ein rein wirtschaftliches Projekt handele.
Staatliche Stellen der Ukraine haben eine mögliche Beteiligung an den Anschlägen auf Nord Stream stets zurückgewiesen. Auch die jetzt veröffentlichten Recherchen konnten zumindest keine direkten Verbindungen zu Militär oder Geheimdiensten der Ukraine feststellen.
Bei der Sprengung von drei der vier Nord-Stream-Röhren handelt es sich um den bis anhin grössten Anschlag auf die Energieversorgung in der Geschichte der Bundesrepublik. Während Nord Stream 1 jahrelang Gas nach Deutschland leitete, wurde Nord Stream 2 nie in Betrieb genommen. Unmittelbar vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 stoppte Bundeskanzler Olaf Scholz das Zertifizierungsverfahren.
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NordStream is owned by a consortium of 5 energy companies: Gazprom international projects North 1 LLC (Gazprom Group company), Wintershall Dea AG, PEG Infrastruktur AG (E.ON), N.V.Nederlandse Gasunie and ENGIE.
On 26 September 2022, a series of underwater explosions and consequent gas leaks occurred on the Nord Stream 1 (NS1) and Nord Stream 2 (NS2) natural gas pipelines, two of 23 gas pipelines between Europe and Russia.
Court filings state that Nord Stream's current preliminary estimate of "the costs to dewater and stabilise the pipeline, to undertake a full repair and to replace the lost gas inventory" is between 1.2 billion and 1.35 billion euros.
The four concrete-coated steel pipelines of about 1,200 km (750 miles) in length and more than 1 m in diameter lay at a depth of around 80-110 m. One string of NS2 pipeline remains intact. NS1 came on stream in 2012. NS2 was completed in September 2021 and filled with gas, but has never been commissioned.
Who paid for the entire cost of building Nord Stream Pipeline (between Russia & Germany)? The Nord Stream Pipeline is a joint venture between several energy companies. The majority stakeholder, with a 51% ownership share, is Gazprom, a Russian state-owned energy company.
Russia and the major EU countries clashed over the issue of payment for natural gas pipelined to Europe by Russia's Gazprom, amidst sanctions on Russia that were expanded in response to Russia's 2022 invasion of Ukraine.
Russia has alleged the US was behind the attack, noting the sabotage “occurred after the repeated threats to the Nord Stream by the leadership of the United States”. In March, Russian President Vladimir Putin dismissed the argument that Kyiv was behind the explosions, instead laying blame on the US.
Germany stopped directly importing Russian gas during the summer of 2022, months after the full-scale invasion of Ukraine, but new data show that substantial amounts continue to find their way into the country through supplies from its neighbors.
One of the worst methane leaks ever recorded took place last year at a remote well in Kazakhstan, new analysis shared with BBC Verify has shown. It is estimated that 127,000 tonnes of the gas escaped when a blowout started a fire that raged for over six months.
In the unlikely event that repairs are required, Nord Stream has developed an Emergency Pipeline Repair System (EPRS), is a member of the Equinor pipeline repair pool (which grants access to the equipment needed for hyperbaric welding), and has a warehouse filled with replacement pipes.
The explosion and pipe rupture resulted in the resuspension of 250,000 metric tons of this heavily contaminated sediment. The resulting plume posed risks to fish and other sea life across a 1,200 km2 area, exceeding toxic environmental thresholds for more than a month.
The Nord Stream pipelines have stopped leaking. But the methane emitted broke records. This is one of several leaks in the Nord Stream pipelines running between Russia and Germany. Methane from the leaks could have a powerful warming effect on the Earth's atmosphere.
The pipelines were built by Russia's gas giant Gazprom. Nord Stream 1 was operational from 2011 to 2022. Nord Stream 2 was completed in 2021, but never used because Germany halted the project days after Russia's full-scale invasion of Ukraine in February 2022.
Denmark says it has closed its investigation into mysterious blasts that in 2022 damaged two pipelines built to carry Russian gas to Europe, with authorities concluding they were an act of sabotage but there were not enough grounds for a criminal case.
Russia's state-owned Gazprom completed the construction of the €9.5bn ($11bn) pipeline in September 2021 through its subsidiary Nord Stream 2. Gazprom invested more than half of the pipeline cost while the remaining was invested jointly by Engie, OMV, Royal Dutch Shell, Uniper and Wintershall.
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